Der coole Single ist out. Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach dem Traumpartner. Auch medial möchte man uns verkuppeln und gibt uns Flirttipps & Co. Alles nur, damit wir nicht alleine sind. Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Allein oder zu zweit?
"Irgendwo da draußen wartet die Liebe"
aus: Der Krieger und die Kaiserin
Fabian lebt alleine. Vor zwei Jahren ging seine langjährige Beziehung in die Brüche. Manchmal wünscht er sich nichts sehnlicher, als wieder eine Frau kennen zu lernen. Nicht unbedingt nur für eine Nacht, nein, es wäre toll, wenn das was für länger wäre. Doch kurz vor dem Date mit der neuen Flamme, zieht er die Sache zurück. "Ich habe ja doch keine Zeit für eine Beziehung", meint der junge Mann resigniert. Hat er nur Angst vor einer neuen Bindung, ist er zu wählerisch oder eigentlich doch ganz gerne alleine in seiner Welt?
Der flotte Single, in den 90ern noch eine Kultfigur unserer Gesellschaft, ist plötzlich out. Viele junge Menschen bezeichnen die funktionierende Zweierbeziehung als absolut wichtig für ihre Zukunft. Traum und Wirklichkeit liegen aber oft ziemlich weit auseinander. Auch im Kino spielen große Gefühle wieder eine Rolle. Wir schmelzen dahin bei der Geschichte der Sissi in "Der Krieger und die Kaiserin" und begeben uns mit der Titelheldin auf die Suche nach der einen, wahren Liebe. Und die sollte dann auch noch für immer und ewig sein. Auch die vielen Soaps gaukeln uns eine heile Welt vor, in der man irgendwann ja doch den Richtigen finden kann. Ist es in unserer trendigen, coolen Zeit fast eine Schande geworden, alleine zu sein? Sind Singles bedauernswerte Wesen?Schlägt man eine der Internetseiten von Frauenzeitschriften auf, bekommt man fast diesen Eindruck. Hier wird alles getan, um Einsamen den Partner fürs Leben zu vermitteln. Überall lächeln einem "100 Singles zum Verlieben" entgegen, "Herzblätter" werden wöchentlich vermittelt und Flirt-Tipps sollen uns das Anbandeln erleichtern. Das Alleinsein wird gerade noch mal als Übergangslösung akzeptiert. Man bedauert Leute, die ihre Abende einsam vor dem Fernseher verbringen, an Wochenenden alleine in Cafés rumhängen und im Sommer krampfhaft mitleidende Mitreisende suchen. Dabei war die Ehe noch nie so unpopulär wie heute, Scheidungsraten noch nie so hoch, weil Treueschwüre noch nie so oft gebrochen wurden. LINKS zum Thema: |
Doch das Alleinsein könnte so einfach sein: Man kann tun und lassen was man will, ist niemandem Erklärungen schuldig und hat genug Zeit für sich selbst. Das ist gut fürs Ego. Vorausgesetzt, man ist gerne Single. Und das sind Umfragen zufolge relativ wenige. In einer Untersuchung unter jungen Deutschen erklärten 94 Prozent, sie glaubten an die große Liebe, 70 Prozent wünschten sich sogar eine einzige Beziehung für den Rest des Lebens. Gerade mal vier Prozent zeigten sich nicht an einer Bindung interessiert. Nach zwei Jahrzehnten Single-Kult hat sich das Klima also verändert: War doch noch in den 70ern der Satz "Wer zweimal mit dem selben pennt, gehört schon zum Establishment" der Leitspruch einer Generation junger Leute. Auch in den Achzigern und Neunzigern zählten Spaß, Lust und Karriere mehr als die Suche nach Geborgenheit in einer dauerhaften Beziehung. Sexuelle Eroberungen sind nicht mehr so wichtig. Jeder kann heute einen Mann ober eine Frau für eine Nacht finden. Als Kunst gilt vielmehr, einen Partner fürs Leben zu finden - und dann zu behalten.Sex ist für eine Beziehung anscheinend auch nicht mehr so zentral, wie lange behauptet wurde. Seine Bedeutung wird neu definiert. Die Suche nach Lust wurde bei jungen Menschen durch das romantische Liebesideal ersetzt. Das Warten auf den "Richtigen" und die Hochzeit als Jungfrau wird uns ja auch von Britney Spears vorgelebt. Auf jeden Fall wurde Sexualität moralisch hochgestuft. "Für junge Frauen wie Männer stehen Gefühle, Zärtlichkeit und emotionale Bindung beim Ausleben ihrer Sexualität an erster Stelle", meint der Psychotherapeut Jürg Willi im Spiegel-Interview. Aber das Alleinsein kann man auch als Chance sehen, sich neu zu orientieren, in Ruhe herauszufinden, was man selber möchte. Egal, ob man gerade eine Beziehung hinter sich hat und die Trennung erst verarbeiten muss oder ob man noch auf den Richtigen warten möchte. Man sollte auf keinen Fall etwas erzwingen, nur um nicht mehr alleine zu sein. Auch Fabian wird sich irgendwann wieder total verlieben, Schmetterlinge im Bauch haben und nicht mehr darüber nachdenken, ob er nun lieber allein sein will oder nicht. |