Seit 1999 existiert der Euro als virtuelles Buchgeld. Nun tritt die Währungsumstellung in die heiße Phase: Der Countdown läuft, vor Fälschern wird gewarnt, dem Zeichner gratuliert und die Menge an Münzen mit der Größe von Fußballfeldern verglichen. |
|
Von "Kasimir erklärt den Euro" bis "Wie bekomme ich nun meine Rente ausbezahlt?": Infokampagnen werden uns in den kommenden Wochen zum Thema Währungsumstellung überhäufen. Doch eines ist klar. Ab 1. Jänner 2002 gibt es Euro-Bargeld für alle und deshalb kein Entrinnen mehr. Die Euro-Umrechnungstabellen werden aus den Geldtascherl gezückt, die 14er Reihe beim "Im-Kopf-rechnen" endlich wieder aufgefrischt. Denn, dass ein Euro genau 13,7603 österreichische Schilling wert sein wird, macht die Sache nicht gerade einfach. Auch ein Promo-Team von EURO<26 tourte in Sachen Rechennachhilfe im September durch Österreich: über 100.000 EURO-Calculators mit Kippeffekt wurden an EURO<26 Mitglieder verteilt. Doch es wird nicht lange dauern und wir werden ihn genießen, den Euro: Reisen in die Euro-Zone werden zum Vergnügen (denn endlich bleibt einem im Urlaub das Umrechnen erspart) und wer herausgefunden hat, welche Länder zu dieser Zone gehören, ist schon voll im Rennen. Es gehören immerhin 12 der 15 EU-Mitgliedsstaaten dazu. Nicht dabei sind Großbritannien, Dänemark und Schweden. In den Ländern der Euro-Zone werden nun bald alle Automaten umgestellt werden: U-Bahn-Automaten, Bankomaten, Kondom-, Telefon- und Kaugummiautomaten werden also nur mehr Euro-Münzen, bzw. -Noten, schlucken und ausspucken. Geldautomaten zieren derzeit auch die Vorderseite von 38 "freecards", die in den bekannten Kneipen-Kartenständern aufgehängt werden und deren Rückseite uns noch einige Wochen lang über die kommende Währungsumstellung mit Infos versorgt. EURO à la card - eine Infokampagne von Akzente Salzburg und Partnerorganisationen in Europa - will auf viele Fragen Antworten geben und richtet sich vor allem an ein junges Publikum. Eine Karte liegt der nächsten Ausgabe des EURO<26 Magazins bei! Train, train... Ein Info-Zug der ÖBB rollt noch bis 25. Dezember quer durchs Land und hält je einen Tag an wichtigen Bahnknotenpunkten, um gemeinsam mit diversen Unternehmen und Banken Aufklärung in Sachen Euro zu betreiben. Vor allem Schulen sind eingeladen, dieses Info-Angebot zu nutzen. Das Edelweiß reist um die Welt oder der Schein bestimmt das Sein Insgesamt 300 Millionen Europäer, darunter acht Millionen Österreicher, werden das neue Bargeld spätestens ab Jänner in ihren Händen halten: Münzen im Wert von 1, 2, 5, 10, 20 und 50 Cent sowie 1 und 2 Euro. Die Rückseiten der Münzen sind länderspezifisch verschieden. In Österreich zeigen sie zum Beispiel die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner, den Stephansdom oder das Edelweiß - Dinge eben, die Österreich ausmachen. So ist es leicht möglich, dass sich die Edelweiß-Münze auf die Reise begibt und in einem kleinen portugiesischen Dörfchen landet... Euro-Scheine gibt es im Wert von 5, 10, 20, 50, 100, 200 und 500 Euro, die auf Vorder- und Rückseiten europaweit identisch sind. Die Vorderseite zeigt immer Tore und Pforten, die Rückseite schmücken Brücken in Europa - denn Tore und Pforten öffnen Wege zueinander und Brücken verbinden. Allzu verbindend wirkten die Brücken im Streitfall zwischen dem Schöpfer des Euro und den Vertretern einer kleinen südfranzösischen Stadt, die sich sicher waren, dass auf der 5-Euro-Note "ihr" Pont du Gard zu sehen ist, kürzlich nicht. Doch die Debatte ändert nichts an der Tatsache, dass der Druck der Banknoten auf Hochtouren läuft. Zuvor erreichte Robert Kalina, Wertpapierdesigner der Oesterreichischen Nationalbank, dadurch Popularität, dass er sich 1996 an einem Wettbewerb beteiligt hat und daraus als Sieger hervorging - und zwar aus dem Grund, weil er keine Köpfe, sondern eben fiktive Bauwerke abbildete. "Mit meinem Erfolg habe ich mich selbst arbeitslos gemacht", meinte der Vater des Euro mit einem Lächeln dem deutschen Spiegel gegenüber. Die von ihm entworfenen Scheine sollen zunächst unverändert bleiben. Schizophren? Vom 1. Oktober an müssen alle Preise in beiden Währungen (also alter und neuer) ausgezeichnet werden. Kassenzettel und Rechnungen, Lohn- und Gehaltsstreifen weisen die Beträge in Euro und Schilling aus. Von Jänner bis Ende Februar gilt sowohl Schilling- als auch Euro-Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel. Ab diesem Zeitpunkt kann das Schilling-Bargeld zwar noch "ewig" umgewechselt werden, ebenso wie Münzen bei der Münze Österreich AG - doch alles Schillinggeld, das "ewig" daheim herumliegt, nützt nur der Oesterreichischen Nationalbank. Also: Geld wechseln! "Blütenwarner" Um einen echten Euro zu erkennen, müsse man ihn "fühlen, sehen und kippen", erklärte ein Direktionsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Vorstellung der Sicherheitsmerkmale der neuen Noten. Zu fühlen sind das spezielle Papier aus Baumwollfasern und Druckreliefs. Im Gegenlicht zu sehen sind das Wasserzeichen und der Sicherheitsstreifen. Beim Kippen funkeln Hologramme, die je nach Position den Wert des Scheins oder das Eurozeichen widerspiegeln und die Farbe wechseln. Außerdem sind das Kürzel der EZB in fünf Varianten, ein Copyright-Hinweis und die Unterschrift des Präsidenten der EZB vorhanden. Ist der Euro also sicher? Im Gegenteil. Vor Blüten wird gewarnt. Denn durch die stärkere Verbreitung ist der Schein auch für Fälscher interessant. Geraten wird also: Schau' auf dein Geld! Und weil wir jetzt ja noch nicht drauf schauen können (weil es ja noch nicht auf dem Markt ist), vertreiben wir uns die Zeit mit kleinen Spielchen: So wird z. B. die Menge an Bargeld gemessen, die in Kürze auf uns zurollt. Damit könnte man Berge auftürmen, Fußballfelder auslegen, den Eiffelturm 400.000-mal so hoch auftürmen und die Erde 30-mal umkreisen. So ist es gut zu wissen, dass alle Euro-Scheine aneinander gelegt der Fläche von 17.778 Fußballfeldern entsprechen. Die deutsche Bundesliga könnte mehr als 58 Jahre ihre Meisterschaft austragen, ohne einen Platz zweimal betreten zu müssen.
|