Hänseln, lästern, Gerüchte erzählen, jemanden nicht beachten, bedrohen oder sogar körperlich angreifen. Egal ob in der Schule oder am Arbeitsplatz: Mobbing kommt überall und immer häufiger vor.

Britta versucht heuer ihr Glück an einer neuen Schule. Nach den Schikanen ihrer Klassenkameraden im letzten Schuljahr war sie fix und fertig. Einziger Ausweg, um den ganzen Psychoterror zu vergessen, war für Britta ein Schulwechsel. Früher hatte sie eine Menge Freunde und war fast immer gut drauf. Jetzt ist Britta eine ängstliche, verschlossene, junge Frau, die neues Selbstbewusstsein tanken will. Ein typischer Fall von Mobbing? Ein Begriff, der als Erstes in der Berufswelt aufgetaucht ist. Gemeint sind damit kleine Sticheleien, Intrigen, Schikanen und üble Nachrede, also alle Arten des Piesackens, die uns auch aus Schule und Ausbildung bestens bekannt sind. Mobbing zeichnet sich durch besondere Gemeinheit aus, denn die Ablehnung, der Neid, der Hass, die Eifersucht, die Konkurrenz – oder welche Gefühle auch immer einen Menschen dazu bewegen, einen anderen derartig zu quälen – werden nicht offen, sondern hinterrücks ausgetragen. Deswegen wird dieses Verspotten und Beleidigen oft auch nicht ernst genommen.

Die Verletzungen, die das Opfer davonträgt, sind nicht selten schwerer, als wenn es geschlagen worden wäre. Das Schlimmste ist, dass man die Gemeinheiten am Anfang gar nicht richtig merkt, weil sie ja hinter dem eigenen Rücken passieren. Man spürt nur instinktiv, dass sich etwas verändert, man hat das Gefühl, es würde ständig über einen getuschelt und es würden sich manche Leute von einem zurückziehen. Die meisten leiden still vor sich hin und kommen gar nicht auf die Idee, sich jemand anderem anzuvertrauen. Die Mobber wollen das Selbstwertgefühl ihres Opfers schädigen und es vor anderen blamieren. Auf alle Fälle wird der Besuch der Schule oder der Arbeitsplatz zur täglichen Qual. In der Arbeitswelt hat auf diese Weise schon manche/r seinen Job verloren, weil sie/er dem Druck nicht mehr standhalten konnte.

Du bist nicht schuld!

Hans Leymann, schwedischer Mobbing-Forscher, untersucht das Phänomen seit vielen Jahren. Er hat eine Liste von 45 Handlungen aufgestellt, die im Mobbingverlauf immer wieder anzutreffen sind. Typisch für Mobbing ist, dass das Opfer schwächer ist als seine Angreifer und sich nicht wehren kann. Und mit der Zeit trauen sich immer weniger Mitschüler oder Kollegen einzugreifen aus Angst, selbst ins Abseits zu geraten. Die Angreifer wollen meist besser dastehen oder eine Rangordnung verteidigen. Häufig sind Schüler betroffen, die schüchtern sind oder etwas Schlimmes erlebt haben. Den Satz "Du bist ja selbst schuld." hört man daher oft. Und er ist falsch! Viele Mobbing-Opfer leiden seelisch und körperlich: Typisch sind Kopfweh, Magenschmerzen, Übelkeit, Angst, Schlafstörungen oder Depressionen.

All dieses macht logischerweise schon starken, selbstbewussten Menschen zu schaffen, denn niemand verkraftet es gut, zur Zielscheibe für Spott zu werden. Wichig ist es in solchen Fällen deshalb ganz besonders, dass man sich jemanden anvertrauen kann. Dieser Jemand sollte aber absolut vertrauenswürdig sein. Natürlich kann man den Gegner auch zur Rede stellen. Doch die meisten Mobber verstehen es bestens, sich herauszureden, nichts gesagt und getan haben zu wollen und dem Opfer so noch das Gefühl zu geben: Mein Gott, bin ich etwa hysterisch oder leide ich unter Verfolgungswahn? Dennoch muss solchen Leuten das Handwerk gelegt werden. Es ist nicht leicht, anderen zu sagen, dass man gequält, schikaniert oder nicht gemocht wird. Auch aus Angst für eine Petze oder einen Verräter gehalten zu werden. Schweigen dient aber nur dem Täter. Auch wenn du es nicht glaubst – wer dir auf diese Weise übel will, beweist letztendlich nur, dass er selbst ein Verlierer ist. Denn wer es für sein Selbstwertgefühl braucht, andere mies zu machen und sie zu verunsichern, der kann ja gar nicht stark und selbstbewusst sein.

So bekommst du hilfe

  • Dass du gemobbt wirst, liegt nicht an dir, sondern am schlechten Schul- oder Arbeitsklima. Deshalb schäm dich nicht, sondern sprich darüber!
  • Du brauchst Unterstützung von außen, um den Teufelskreis zu durchbrechen. Sprich mit deinen Freunden, Eltern, mit einer Person, der du wirklich vertraust. Vielleicht gibt es auch Kollegen in der Schule oder am Arbeitsplatz, mit denen du über das Problem reden kannst.
  • Du kannst dich von den Personen, denen du dich anvertraut hast, begleiten lassen. Bitte sie aber, nichts ohne dein Einverständnis zuunternehmen, sie können dir damit schaden.
  • Sinnvoll in der Schule ist ein Klassengespräch, das von einem Lehrer, mit dem ihr euch alle gut versteht, geleitet wird.
  • Wenn das nicht hilft oder du wirklich nicht mehr in die Klasse gehen magst, solltest du über einen Schulwechsel nachdenken
  • Rat erhältst du auch bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft (Hotline: 17 08), beim Schulservice der Landesschulräte, Schulpsychologen, Rat auf Draht (0660 69 60) oder der Ö3 Kummernummer (0800 60 06 07)
Mobbing - jeder kann Opfer werden! Besonders gefährdet sind aber schüchterne und ängstliche Menschen. Auch besondere Stärken wie Hochbegabung sind als Zielscheibe willkommen.