Wir müssen an dieser Stelle aus Liebe zu einem Sport tüchtig auf die Pauke haun und gleichzeitig an dessen brillanteste Helden erinnern. Ein Kniefall.

Es gab zu Zeiten des Sowjetkommunismus etwas, was die amerikanische Philisterseele regelmäßig noch mehr zur Weißglut brachte als dies Juri Alexejewitsch Gagarin (Grinsbild) in den 60ern ohnehin schon tat und darüber hinaus Augenblicke der Schönheit hervorbrachte, die jeden Hollywood-Regisseur kalkweiß anlaufen ließen. Dieses Etwas war ein Kollektiv, steckte in blutroten Dressen und das darauf prangende CCCP stand neben der politischen Provokation vor allem für unmittelbar bevorstehende sportliche Demütigung, für eine in Dritteln à 20 Minuten verabreichte technisch-taktische Verhöhnung. Die Rede ist von The Greatest Line Ever in Eishockey, von einer Formation, die den Puck in einer Rasanz tanzen ließ, dass man seinen Aufenthaltsort immer nur vermuten konnte, kurz Eishockey auf einem Niveau zelebriert, wo der Sport endet und die Kunst beginnt. Der personifizierte Alptraum der Eishockeymannschaften in den 80ern (speziell der der Amerikanskis) hatte einen Namen, Sbornaja: Es treten auf, zur Sowjethymne, Goalie Vladislav Tretiak, der schon damals einer Beschäftigung nachging, die man später Wayne Gretzki nachsagte: "He can see things, before they happen", was nicht unwesentlich zur Tatsache beitrug, dass die kleine schwarze Scheibe (Puck) mit nur 7,62 Zentimeter Durchmesser eher selten den Weg in den 122 Zentimeter hohen und 1,83 Meter breiten Kasten fand. Vor der Torsperre Tretiak spielte eine andere Torsperre. Eine Art Mischung aus antifaschistischer Schutzwall, Chinesischer Mauer und Burgfried mit den furchteinflößenden Namen Viacheslav Fetisov und Alexei Kasatonov, das wohl legendärste Verteidigerpaar, das dieser Sport je produzierte. Die beiden Herren passten sich speziell im Powerplay den Puck oft lustig eine Minute lang an der Blauen Linie zu, bevor ein atomuhrgenau getimter Pass genügte, dass einer aus dem Sturmtriumvirat (Vladimir Krutov (Kniefall), Igor Larionov (Kotau), Sergei Makarov (tiefe Verbeugung) netzte. Diese Linie hat beinahe zehn Jahre die gesamte Eishockeywelt nasegeführt, viele, viele Kollegen aus der NHL übel verarscht und selbst dabei eigentlich immer nur dann ein wirklich relevantes Problem, wenn sie, sagen wir, nicht außerirdisch, sondern lediglich genial spielten. Das Problem stand hinter der Bande, war Trainer und hieß Viktor Tikchonov. Ein langer, armenischer Kerl im bürokratengrauen Anzug und genialischer Schmalzlocke, die er sich regelmäßig aus der Stirn schnalzte wenn seine Stars (selten genug) seiner Überzeugung nach, anstatt Kunst lediglich solides Handwerk ablieferten. Dann kam es schon mal vor, dass er dem einen oder anderen Weltmeister eine reinwürgte. Gewiss, ungewöhnliche erzieherische Methoden für ausgewachsene Stars, die wir natürlich nicht gutheißen. Dennoch hatte man als Fernsehfan immer das Gefühl, dass Tikchonov vermitteln wollte, vergiss nicht Krutov, dass du Krutov bist, und nicht so ein verweichlichter westlicher Lulli. So.


 

 

 

 

Dass man im schnellsten Mannschaftssport der Welt auch in Österreich wieder vermehrt auf die Förderung des heimischen Nachwuchses setzt, beweist die intensive und erfolgreiche Arbeit des EC Heraklith VSV, der die Härte des Eishockeysports im Namen und den Adler im Logo trägt. Abgesehen davon, dass man sich als Eishockeyspieler niemals der Aura des Schattenparkers aussetzt, somit durch das Harte-Hunde-Image dieses Sports vom eigenen Milchbart ablenken kann, spricht für Eishockey und eventuell gegen eine trendige Leibesübung die Tatsache, dass Eishockey immer noch existieren wird, wenn man die angesagte Alternative schon längst vergessen hat. Das weiß natürlich auch Giuseppe Mion. Euro<26 sprach mit dem Manager des EC Heraklith VSV, der sowohl mit seinem Partner Jeff Geiger im Verein (EC Heraklith VSV) als auch mit Rick Cunningham im Nationalteam als Verteidiger groß war: "Im Gegensatz zu Trendsportarten, die auch genau so schnell wieder gehen, wie sie gekommen sind, ist Eishockey in Österreich ähnlich wie Schi fahren und Fußball ein etablierter Sport, der perfekt in unsere hektische, schnelle Zeit passt." Euro<26: Herr Mion, warum sollte ein österreichischer Jugendlicher gerade Eishockey spielen? "Etwa wegen der Rasanz und Dynamik, die diesen Sport auszeichnen, wegen der gesunden fairen Härte und des garantiert dabei einsetzenden Adrenalinausstoßes, wegen spektakulären Checks an der Plexiglasbande, Zweikämpfen und Schlagschüssen, die auf den Goalie treffen wie ein 30-Kilo-Sack, wegen des Teamgeistes, wegen technisch, taktischer Fassetten...".
Da spricht die Leidenschaft. Eishockey ist die Alternative, und auf höchstem Niveau Kunst. Optisch davon überzeugen können sich Euro<26-Mitglieder zu 50% ermäßigten Kartenpreisen in der Villacher Eishalle, wo Ihr das unbestritten kampfkräftigste Team der österreichischen Liga persönlich in Augenschein nehmen könnt. Ein Hauch Sbornaja?